Barbara Renz hat in ihrem Leben viel erreicht, aber es ist ihr auch viel versagt geblieben. Sie war die erste Frau, die in Süddeutschland einen Doktortitel führen durfte.

Sie lernte eigenständig sechs Sprachen und studierte Philosophie zu einer Zeit, in der das Frauenstudium noch als ungehörig und unnütz betrachtet wurde.

Ihr akademischer Erfolg steht in krassem Gegensatz zu ihrer beruflichen Niederlage: Sie fand keine Arbeit, keine Anerkennung, und sie starb vereinsamt und arm, ohne die Möglichkeit gehabt zu haben, ihr religionswissenschaftliches Lebenswerk zu veröffentlichen.

Sonntag, Februar 19, 2006

Warum schreibe ich diesen Blog? (2)

Das Leben von Barbara Renz war sicher nicht von immenser Wichtigkeit. Trotzdem ist die Schnelligkeit, mit der sie vergessen wurde, ungewöhnlich. Sie war sicher zur falschen Zeit am falschen Ort - als befähigte Frau mit Ambitionen in einer Welt, in der Frauen nichts zu sagen hatten; und als Akademikerin in der Nazizeit, als das Mittelmaß zum Exzeß getrieben wurde.

Der Grund, warum sie vergessen wurde, warum sie gelitten hat (ihr widerspenstiges Temperament hat die Leiden oft noch verschlimmert), war, daß sie anders war, ungewöhnlich, dass sie nicht ins Bild passte. Und gerade deswegen, meine ich, sollte diese Geschichte weitererzählt werden.